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Das Wort „Schicksal“ setzt sich aus zwei Wortteilen zusammen: aus „schicken“ und „sal“. Sal ist lateinischen Ursprungs, kommt von salus = das Wohl, das Heil und wurde so ins Althochdeutsche übernommen. Im Frühmittelalter gab es noch den „Salmann“ = Heiler, Heilsbringer. Demnach ist das Wort Schicksal mit „geschick- tem Heil“ zu übersetzen, und nicht etwa mit Unglück. Aber dieses „Heil“ bezieht sich ausschliesslich auf die Seele in ihrer Weiterentwicklung auf ihrem Weg hin zu Gott, und nicht auf das leibliche Wohlergehen der Menschen.
Man kann es auch etwas akademischer ausdrücken und Schicksal als „Spiegel des seelischen Bewusstseinszustandes“ oder als Dirigismus des Himmels (Seins-gesche-hen) definieren. Esoterisch gesehen gilt Schicksal als der persönlichste Bereich des Menschen. Es drückt sich in ihm das individuellste, massgeschneidertste esoterische Prinzip aus, das wir in der Seelenforschung kennen.
Gutes Schick-Sal empfinden wir als Glück, während wir schlechtes Schick-Sal meistens als Müh-Sal oder Drang-Sal, stets also unangenehm erleben. Daher hat es auch seinen unge- liebten, „fatalen“ Beigeschmack. Den Weg zur Seele nimmt es nämlich oft über Krankheit, Schmerz und Unglück. Im Gegensatz zum Menschen unterliegt das Tier nicht dem Schicksal. Es besitzt keinen freien Willen, sondern folgt nur seinem Instinkt und den Trieben und kann sich daher auch nicht um ein seelisches Lernprogramm „herumdrücken“.
In dieser schmerzlichen Form ist Schicksal fast immer die Folge eines nicht freiwillig wahrgenommenen Lern-Prozesses während einer Inkarnation. Es sorgt aber stets dafür, dass der Mensch genau das lernt, was er am wenigsten akzeptieren will und wogegen er sich am meisten sträubt. So wird Schicksal zum Weg einer Gott-Erfahrung. Ziel des irdischen Daseins ist daher nicht etwa Reichtum, Glück und Erfolg auf der Welt, sondern das Erkennen der hintergründigen Wirklichkeit, eine Erweiterung des Bewusstseins, eine Begegnung mit jener Instanz, die der religiöse Mensch Gott nennt. Dieser im Grunde sehr esoterische Weg verspricht also nicht äusseren Ruhm, Glanz und Ehre, sondern vielmehr Arbeit, eventuell Ein-samkeit, meist aber ständiges Ringen um die Wahrheit. Das heisst aber nicht, dass mächtigen und reichen Menschen die Gotteserfahrung auf Erde versagt bliebe. Nein, sie tun sich darin nur schwerer.
Andererseits kann dem Menschen nichts zustossen – weder Angenehmes noch Unangenehmes – das nicht die Ursache in früherem Verhalten hätte. Den Grundstein dafür legte er in dieser oder einer zurückliegenden Inkarnation. Die Reaktion auf ein Schicksalsereignis kann aber ganz verschieden ausfallen. Streng genommen hat der Mensch nur die Wahl, zu leben oder „gelebt zu werden“.
Wenn er „gelebt wird“, regiert ihn das Schicksal, das Fatum. So gibt es auch kein sogenanntes „blindes Schicksal“. Dazu die Evangelien nach LORBER: „Würden die Menschen sich nie von Gott abwenden, so würden sie auch nie in Not und Elend verfallen“. „…Verlasset ihr diese Liebe aber, so werdet ihr dem Gericht die Schleusen öffnen, und es wird dann notwendig über euch herfallen gleich einem Stein und euch begraben!“. Auch im Gleichnis von der aufgehenden Saat geht es um die Themen Vorbestimmtheit, Schicksal, Seelen-Entwicklung und Reinkarnation. Da heisst es: „Mit dem Reiche Gottes ist es so, wie wenn ein Mann den Samen auf die Erde streut und dann schlafen geht und wieder aufsteht, bei Nacht und bei Tage.
Und der Same geht auf und wächst empor, ohne dass er selbst davon weiss.“ Diese Parabel beschreibt nach Ansicht des Sehers DASKALOS sowohl das Wirken des Gottes beim Hervorbringen von Leben, als auch, dass der Mensch „gute“ und „schlechte“ Dinge tut, ohne dass er sich den Folgen immer bewusst ist. Erst wenn die Ernte (Tod) gekommen ist, bekommt er ein höheres Mass an Gesamtschau und es offenbaren sich die Ergebnisse. Das Erschliessen und Beherrschen alles Geistigen nimmt mit jeder Inkarnation (Ernte) zu. Aus all diesen Lehren lässt sich die Erkenntnis formulieren: Wird Schicksal notwendig, so „wendet es die Not“ zum Guten.
Die volle Beherrschung des Geistes ist aber erst dann er-reicht, wenn der Zyklus der Inkarnationen zu Ende ist und keine weitere Verkörperung mehr notwendig wird (im Sinne von : „um die Not zu wenden“). Schicksalsschläge erscheinen dem exoterisch lebenden Menschen völlig unverständlich, zu-fällig und äusserst ungerecht. Der exoterische Christ beginnt dann, mit seinem Gott zu hadern. Dies liegt aber nur daran, dass er die eigene karmische Vorgeschichte bzw. jene an- derer Zeitgenossen nicht kennt. Ja sogar den Kirchenfunkionären – und damit den Kirchen selbst – bleiben die esoterischen Wahrheiten verborgen, da Karriere nur derjenige Priester machen kann, der ein Mindestmass an Exoterik lebt und vertritt.
Gut sichtbar wir dies beispielsweise immer dann, wenn Kirchevertreter schicksalshafte Gross-Unglücke und Katastrophen kommentieren sollen und dann auch nur mit den Medien zusammen hiflos fragen: “Gott, wo warst du da? Warum hast du das zugelassen?” Soche Fragen führen zu nichts als in die Sackgasse, helfen den Hinterbliebenen nicht weiter und sind eigentlich einer Religionsgemeinschaft unwürdig. Wie aber können wir uns die Ursache für Schicksals-schläge veranschaulichen? – Stellen wir uns einen numerischen Siegelzylinder vor, also eine kleine Rolle mit einer rundherum laufenden Inschrift. Wenn wir diese Inschrift in Ton abdrücken wollen, um sie zu lesen, so müssen wir den ganzen Zylinder erst einmal herumrollen, um die ganze Inschrift zu erhalten.
Alle Teildrehungen enthüllen lediglich einzelne Buchstaben oder Worte, jedoch nie die gesamte Inschrift. Analog betrachten die Menschen nur einen Teilbereich aus ihrem Gesamtleben oder der seelischen Vergangenheit. Das vollständige Abrollen des Schriftzylinders ist nun aber vergleichbar mit unserem Lebensschicksal. Erst im Tode ist der Siegelzylinder ganz ausgerollt und es wird Bilanz gezogen. Sie ist dann wiederum Ausgangspunkt für eine neue zeitliche Bewährungsstrecke auf Erden.
Begriffe wie Determination, Fatalismus oder Schicksalsgläubigkeit werden von der heutigen, psychologisch orientierten Astrologie mit Rücksicht auf den Zeitgeist und die Erwartungen der Klientel gemieden. Dafür ist mehr von „Übernahme von Verantwortung“ die Rede, wenn es darum geht, zu seinen Schattenseiten zu stehen. Das ist sicherlich nicht falsch. Trotzdem kennt das Leben Schicksalszwänge, die dem Menschen dann keine Alternative mehr lassen. Aber vertrauen ins Göttliche und in die Wiederkehr darf man allemal.[/learn_more]